Alpung 2021:
Dieses Jahr gingen Mitte Juni 90 unserer Tiere in die umliegenden Alpen.
Der Alpung der Tiere gehen einige Vorbereitungen im Tal voraus. Ochsen und Kälber stehen über den Winter im Stall, trinken Milch und fressen Heu. Sie kennen nur wenig Bewegung unter freiem Himmel. Sobald das Wetter im Frühling einige Tage gut ist, werden die Tiere auf die Weiden getrieben, um sich an das Grasen zu gewöhnen.
Auch wird bei allen Tieren Klauenpflege gemacht, sie werden entwurmt und wenn nötig geimpft. Alle erhalten eine Glocke, denn der Alpwirt soll wissen, wo sie sich befinden.
Auch auf der Alp werden Vorbereitungen getroffen, bevor die Tiere eintreffen. Die Flächen müssen durch Zäune abgegrenzt werden.
Die Tiere fressen zuerst im unteren Teil der Alp und werden sukzessive weiter nach oben gelassen, bis sie am Schluss des Sommers auf allen Flächen gegrast haben.
Wir sprechen mit unserem Älpler-Ehepaar Haidi und Stefan auf Alp Arin. Sie geben uns Einblicke in ihr Leben als Alpwirte.
„Uns fasziniert das einfache Leben und wir erfreuen uns an der gemeinsamen Zeit“
Haidi und Stefan sind gebürtige Südtiroler und wohnen in Lana. Haidi ist gelernte Fotografin und arbeitet seit fünf Jahren in einem Geschäft. Ihr Lebenspartner Stefan, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Vellau, ist gelernter Fernfahrer. Beide lieben ihre Berufe.
Seit 24 Jahren verbringen sie jeweils 100 Tage im Jahr auf der Alp. Zuerst waren sie 16 Jahre auf Alp Valorsch (Liechtenstein) und jetzt befinden sie sich bereits im 8 Alpsommer auf Alp Arin. Mit viel Liebe und leidenschaftlicher Hingabe kümmern sie sich um das leibliche Wohl der insgesamt 200 Tiere auf der Alp.
An einem schönen Spätsommermorgen sitzen wir also am Tisch mit Haidi und Stefan – Einen feinen Kaffee in der Hand, Kuchen auf dem Tisch. Sie erzählen vom Leben auf der Alp.
Mit der Fahrt in die Schweiz nach Alp Arin beginne jeweils ihr jährlicher Alpsommer. Sie fahren mit Auto und Hänger. Es gibt viel Proviant und Hausrat, der mit auf die Alp zieht. Frau beginnt im Haus mit Lüften und Putzen. Mann beginnt mit einzäunen der verschiedenen Teile der Weide. Dann kommen die Tiere auf die Alp. Mutterkühe kommen zu Fuss, Rinder und Jungvieh mit dem Hänger. Oben angekommen, werden die drei Tiergruppen auf die verschiedenen Weiden verteilt. Insgesamt, so meint Haidi, hätten sie pro Sommer jeweils acht Weiden eingezäunt. Die Tiere fressen eine Weide ab und werden zur nächsten getrieben. Die Tage sind ausgefüllt. Stefan und Haidis Tage beginnen um 6 Uhr. Nach dem Frühstück geht Stefan die Weiden ab, kontrolliert die Tiere auf deren Gesundheit, macht Wegarbeit, befreit die Weiden von giftigen Kräutern und Alpenrosen und kontrolliert die Brunnen. Auf die Frage, wie sich nach ihrem Empfinden Wagyu Rinder von den anderen Rinder-Rassen unterscheiden antworten sie, Wagyu’s seien vergleichsweise eher ruhig und zutraulich. Um aber wieder zurück zur angesprochenen Arbeitsteilung zu kommen, erwähnt Haidi, manchmal gehe sie mit Stefan auf den Morgenrundgang und wandere auf den Hurst (Alpgipfel). Anderenfalls und somit meistens kümmere sie sich aber ums leibliche Wohl am Mittag und sei fürs Feuerholz zuständig. Es gäbe Sommer, da brauche man weniger Holz und es gäbe Sommer wie diesen… Ohnehin hätte der diesjährige Sommer von Beginn an seine Tücken gehabt. Angefangen mit einer Spinnenplage, die Haidis Gesundheit über einige Wochen zu schaffen machte, gefolgt von einem schweren «Glück im Unglück-Unfall» von Stefan bei der Klauenpflege. Ausserdem, so sagt Haidi in ihrem sympathischen Südtiroler Dialekt, sei das Wetter diesen Sommer obendrein noch richtig dürftig gewesen. Dieses Jahr werden sie keinen Tag länger auf der Alp bleiben.
Auf die Frage, ob sich für die beiden die Frage stelle, nächstes Jahr wieder auf die Alp zu kommen, verneinen beide. Diese Frage stelle sich nicht. Es gäbe auch in einem «normalen Sommer» immer wieder Rückschläge… Obwohl es sehr selten vorkomme, dass ein Tier abstürzt oder auf der Alp verendet, habe man Gewissensbisse oder Sorgen deswegen. Da komme man nicht drum rum. Die Art, wie Haidi und Stefan von den Tieren erzählen, lässt einen Zuhörer erahnen, wie liebevoll und fürsorglich sie die Arbeit auf der Alp erledigen. Sie würden auch nächstes Jahr wieder hoch gehen, in der guten Hoffnung, es werde ein schöner Alpsommer. Das Positive überwiege nämlich jeden Sommer aufs Neue, so Haidi… Sie hätten auch zu den Bauern ein sehr schönes freundschaftliches Verhältnis. Wenn Not am «Mann» sei, sind die Bauern immer sofort zur Stelle. Der Zusammenhalt untereinander sei gross. Auch dieses Jahr werden die Tiere von den Bauern Mitte September wieder abgeholt. Danach werden alle Zäune wieder eingeholt, die Brunnen geputzt und alles im- und ums Haus sauber gemacht. Und Stefan und Haidi werden wieder in ihren Südtiroler Alltag zurückkehren.